Das ausgestorbene Geschlecht

                                                           von Lüchau

Wie in der Geschichte von Konradsreuth spielen auch in den Orten um Leupoldsgrün die Herren von Lüchau die wichtigste Rolle. Enoch Widmann nennt die Lüchauer in seiner Chronik der Stadt Hof eines jener Geschlechter den altvogtländischen Adels die sich um die Gründung der Stadt Hof besondere Verdienste erwarben, und meinte damit wohl die Ummauerung der befestigten Neustadt, welche 1260 abgeschlossen war. Eine Urkunde von 1266 nennt einen Ritter de Conradsrute, der sich zweifellos nach seinem Herkunftsort nannte, aber deswegen ein Lüchauer gewesen sein dürfte denn auch die Träger dieses Namens nannten sich Conrad.

Zunächst müssen wir feststellen, dass in Norddeutschland mehrere Ortsnamen dieses Wortstammes noch heute bestehen, so Lüchow nahe Lüneburg, bei Lauenburg, bei Mecklenburg-Schwerin, in Thüringen und in der Lausitz, jedoch keinesfalls im Vogtland. Die frühen urkundlichen Nennungen variieren den Namen auch in mannigfaltig als Lubechowe, Lubechove, Lubchawe, Lubchowe, Louchawe, Luchow, Louchau, Lobichau, Lubichau usw.

Betrachten wir die Ortsnamen in deren Gemarkung sie im 13.und 14. Jahrhundert Sitze errichteten oder übernahmen, so stoßen wir stets auf Eigennamen als Wurzel, also Personennamen, wobei wir zunächst ganz außer Betrachtung lassen, daß der Gründer von Konradsreuth ein rodender Bauer lange vor den Conraden der später nachweisbaren Lüchauer gewesen sein könnte. Doch finden wir ebenso einen Hartung in Hartungs, einen Leupold in Leupoldsgrün, einen Libhart oder Liphart in Lipperts einen Eppelein in Epplas usw.

Durchstreifen wir die Geschichte und Genealogien ähnlich lautender adeliger Geschlechter, so finden wir die Luchow oder Lochow, sowie die Laucha, welche als Stammväter der fern vom Vogtland urkundlich genannten Ritter ähnlicher Wortprägung anzusehen sind.

Alban Freiherr von Dobeneck wies in seiner Untersuchung zur Genealogie der Lüchauer im Vogtland (Archiv für Geschichte von Oberfranken, 24.Band 1911 S. 21 ff) bereits auf die Schwierigkeiten der Unterscheidung hin während Berthold Schmidt in dem ersten Band der Urkunden der Vögte von Weida, einer chronologisch geordneten Stoffsammlung, keine Hinweise auf die offensichtlich unterschiedlichen Familien brachte. So müssen schon allein durch die erhebliche räumliche Trennung die folgenden Regesten vom Bezug auf die vogtländischen Lüchauer ausgeschieden werden :

1284          Heinricus de Lucowe ist für Markgraf Heinrich von Meißen Zeuge, als er dem Kloster Buch das Dorf Lyzowe unter Erlassung aller Zinsen stiftete.

                  Schöttgen und Kreyßig , Dipl. et script. hist. germ. II/VIII.

1304          Christianus de Luchowe et fratres sui hat von Otto von Lichtenhayn Güter zu Lehen welche Bischof Ulrich von Naumburg dem Kloster Bösau zum Besitz bestätigte.

                  Schöttgen und Kreyßig Dipl. et script. hist.germ.II/418

1324          Heinrich von Louchaw ist Zeuge für Landgraf Friedrich von Thüringen bei einem Vertrag des Vogtes von Plauen;  ebenda II, 478

1349          werden genannt Henricus et Bertoldus de Luchow, Heinricus et Nycolaus de Luchow, Theodoricus de Luchow.

1351          finden wir Heinrich von Louchau oder von Lowcho im Gefolge des Landgrafen Friedrich von Thüringen (ebenda II, 543),                   sowie Theodoricus de Luchowe unter den Vögten von Weida bei

                  Stiftungen für die Kirche in Bibra (Schmidt, Urkundenbuch der Vögte).

1397          Heinrich von Laucha mit Sohnhans bei Auftragung einer Kemenate zu Fronstädt an den Grafen zu Schwarzburg (Henneberger  Lehenbuch), usw.

 

Sämtliche Eigennamen führen in einer Zeit als wir die Lüchauer als "Lubechove" westlich von Hof beurkundet wissen in die Umgebung von Naumburg. Auch wurde das Dorf Lucka, nördlich von Roda bei Altenburg Luchawe oder Luchow geschrieben ohne daß die Familie des Namens nachweisbar ist. Wir müssen aber einräumen, daß alle diese Angaben eine gemeinsame Wurzel führen müssen den ein Ort dem weitverästelten Geschlecht gab.

Hierzu gehört zweifellos auch das Dorf Löbichau nahe Gera, ferner Groß-Löbichau bei Jena, das 1252, 1250 und 1287 wie die Lüchauer bei Hof Lubichowe oder Lubechowe 1256 ferner Lobichowe (1353) geschrieben wurde. Die Lüchauer um Leupoldsgrün /Hartungs müßten sich demnach im 13. Jahrhundert von dem Jenauer Stamm abgespalten haben, wozu zahlreiche Regesten im Urkundenbuch Jena Hinweise bieten wobei 1283 ein Petrus, 1301 ein Conradus de Lobichau miles (?), 1304 ein Peter, 1357 ein Heinrich, 1298 ein Nicolaus genannt sind. von Dobeneck macht darauf aufmerksam, daß nahe diesem Ort Löbichau die Veste Lobdaburg stand und die Lobdaburger könnten sogar jene Herren gewesen sein, welche die Lüchauer als Gefolgsleute in das Regnitzland brachten.

Der 1301 schon genannte Conradus de Lobichau miles müßte dann der Sohn jenes 1266 genannten Conradus de Conradsrute gewesen sein, also der Sohn des mutmaßlichen Gründers von Konradsreuth und aller Wahrscheinlichkeit der Erbauer der Burg Hartungs, wie ja auch Ritter de Lubechowe weiterhin in und um Jena beurkundet sind, als der vogtländische Zweig längst in einer Geschlechterfolge urkundlich erfaßbar sind. von Dobeneck war die Urkunde im Hauptstaatsarchiv Dresden mit dem erwähnten Conradus de Konradsrute nicht bekannt. Deshalb begann er seine Stammfolge erst mit dem mutmaßlichen Sohn, wie höchstwahrscheinlich auch nie weitere Urkunden zur Beweisführung dieser logischen genealogischen Schlußfolgerungen aufgefunden werden dürften. Was an frühen Urkunden in den staatlichen Archiven auf unsere Zeit herübergerettet wurde, ist längst in Repertorien und Regestensammlungen aufgenommen und bekannt .

So könnte Conradus de Lubechowe, Zeuge für Vogt von Weida bei der Verleihung von Gütern in Rudelswalde an die St. Martinskirche zu Crimitschau noch jener Konrad von 1266 gewesen sein (1282) sowie 1282 und 1288 als Vasall der Vögte Heinrich von Weida als Stifter eines Zehnten um Hof an das St. Clarakloster zu Eger. Während Cunrad von Lubichau Mars oder mors (kaum lesbar) der gleichnamige Sohn gewesen sein dürfte von Dobeneck räumt auch ein verstümmeltes "miles" = Ritter ein denn ein Cunradus de Lubechowe miles ist 1296 Zeuge als der Vogt Heinrich von Weida dem Nonnenkloster daselbst Pfründen der Peterskirche verleiht. Ebenso ist dieser Ritter 1301 als Conradus de Löbichau miles Zeuge für Markgraf Friedrich von Meißen bei Stiftungen aus dem Einkommen der Michaeliskirche Jena an das Kloster Roda . Der Beinamen mars (?) erscheint 1288 in dem Vertrag der Vögte von Weida und Plauen über die "Weglosz“ Weglassung von Landleuten aus dem Hofer Umland, dem Regnitzland, aus ihrem Lehensverhältnis, um als Handelsleute in die nun ummauerte Stadt Hof zu ziehen. Sowohl Pfarrer Biedermann, als auch von Dobeneck setzen diesen Konrad von 1288 ff als Stammherrn des Geschlechtes ein wenn, auch Biedermann behauptet dieser wäre mit einer Maria von Weida verehelicht gewesen. Hier liegt eine Verwechslung mit dem jüngeren Kotzauer auf Gattendorf vor, denn eine Urkunde von 1300 weist aus, daß des Conrad II von Lüchau Schwiegervater Dietrich von Goßnitz war. Also war die Gemahlin eine von Gößnitz.

In dieser frühen Gründerzeit ist leider die Geschichte von Konradsreuth und Hartungs nicht sicher zu trenen. Es gibt keine Urkunde, aus der zu schließen ist, ob schon der sich nach Konradsreuth nennende Conrad oder jener mit dem Beinamen Mars oder mors oder miles die Wasserburg Hartungs mit dem zweifachen Graben erbaute.

Rätselhaft ist nach wie vor die Flurbezeichnung nördlich der Autobahnunterführung bei Lipperts „das alte Dorf" eine alte Wustung, deren Namen uns vielleicht längst bekannt, aber örtlich nicht festzulegen ist. Die radial um einen ehemaligen Dorfteich angelegte Siedlung besaß jedoch keinen Rittersitz, weil das in der Fluraufteilung erkennbar wäre. Vielmehr ist ein mit Graben und Wall umgebenes festes Haus im westlichen Teil des Dorfes Lipperts archivarisch gesichert . Doch hiervon später !

Gesichert ist, daß sämtliche Herren von Lüchau im Regnitzland einen weißen Schild führten, der von einer blauen Längsbinde senkrecht durchzogen war, über dem Turnierhelm einen offenen Adlerflug beiderseits mit sieben grünen Lindenblättern besteckt. Durch die Aufgabenstellung, eine Geschichte der im Gemeindeverband vereinigte Orte zu schreiben, nicht eine Genealogie der dominierenden Geschlechter, muß versucht werden, aus den oft spärlichen Angaben Zusammenhänge innerhalb der einzelnen Ortsgeschichten zu finden, wobei darauf hingewiesen werden muß, daß in den Lehenbriefen auch außerhalb des heutigen Gemeindebereiches liegende Orte genannt sind, durch die Verwandtschaft der Geschlechter bald Conradsreuth, bald Hartungs den Lehensherren über wechselnden Familienbesitz und die Senioratslehen, welche dem Ältesten des Geschlechtes vorbehalten waren, stellten. Diese Hinweise sollen die Schwierigkeiten einer solchen lokalen Gesichtsschreibung aufzeichnen.

Konradsreuth war zweifellos die früheste Anlage der Lüchauer. Vielleicht sind sogar die Grabenreste im hinteren Schloßpark, welche eine langgestreckte Insel umfassen, noch älteren Ursprungs. Ohne Grabungsbefunde von den Fundamenten der einstigen Wasserburg mit den zweifachen Umfassungsgräben können keine zuverlässigen Feststellungen getroffen werden. Doch sind sowohl in Hartungs wie auch in Lipperts doppelte Gräben aktenkundig.

Diese Anlagen des hohen Mittelalters entstanden nicht aus Laune einiger Ritter, sondern im Zusammenhang mit der Sicherung und Kontrolle alter Verkehrswege, die schon vor Ummauerung der Stadt Hof und Erhebung zu einem Handelsplatz als Saumpfade vorhanden waren und mit Tragtieren begangen wurden. Hartungs, wie auch Lipperts waren einwandfrei Gründungen der Lüchauer auf Conradsreuth, Epplas, Wölbattendorf gleichfalls befestigte Plätze mit Turmhügelburgen dieses Geschlechtes.

Neben dem Motiv der Straßensicherung mag im ausgehenden Mittelalter auch allgemein die im niederen Adel gültige Forderung beigetragen haben, dass mündig gewordene Söhne zur Heirat und Gründung eines eigenen Hausstandes einen eigenen Sitz nachweisen mussten, was im Mittelalter in der Regel zur Erbauung neuer Rittersitze, d.h. mit Wall und Graben bewehrter fester Häuser führte.

Die Kette fester Plätze von Weißdorf - Uprode – Münchberg – Konradsreuth – Pretschenreuth - Wölbattendorf - Köditz, Forsteck- Saalenstein - Isaar – Töpen wie auch die östlich von Hof erkennbare Verbindung Konradsreuth - Unterpferd - Kotzau - Döhlau - Tauperlitz – Feilitz - Trogen - Münchenreuth ... kann unmöglich zufällig als Urstraße in Süd - Nordrichtung erstanden sein, sie zeigte vielmehr die kürzeste Verbindung vor Entstehung von Hof auf. Ähnliche Erkenntnisse lassen sich im Dreiländereck Rehau - Pilgramsreuth und Nentschau nachweisen, wie auch im Selbitztal zwischen Schauenstein und Blankenstein.

In diesem Zusammenhang muß auch darauf verwiesen werden, daß ein so später Zeitpunkt zur Neuerbauung einer größeren Wasserburg in Hartungs und einer kleineren in Lipperts nicht glaubhaft erscheint. Unglücklicherweise wurden in beiden Orten die Gräben mit dem Wall völlig beseitigt. In Hartungs wird 1493 noch von Sitz und Schloß mit dem Graben, 1539 aber von der Behausung mit zweien Gräben geschrieben, in Lipperts dagegen nur von einem Vorwerk. Demnach müsste Lipperts jünger als Hartungs gewesen sein.

Dort aber war zwischen 1376 und 1409 unter Hans II von Lüchau eine Teilung erfolgt, wobei ferner von einer vorderen und einer hinteren Kemenate und dem Torhaus mit Torstube in den Urkunden geschrieben wird, weil Erhard von Lüchau als Sohn des Hans II einen Hausstand gründete, seine Schwester NN aber Petzold II Vasman heiratete und dieser dann den neueren Teil der Wasserburg bezog.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde diese erst im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Allein schon die strategisch unmöglich tiefe und ungünstige Lage bezeugt, daß diese Befestigungen nicht im Zeitalter der Feuerwaffen entstanden. Der zum Wiesengrund abfallende Hang setzt voraus, daß die Kemenaten im Untergeschoß ungewöhnlich hohe Verliese, Keller und Gewölbe besaßen. Leider wurde noch nie nach den Grundmauern gesucht. Da die beiden Gräben kaum bis an die im Osten vorbeiführende Straße heranreichten, dürften die Kemenaten weiter im Westen im Wiesengrund gestanden haben und hinter dem äußeren Graben nur das Torhaus mit Wachstube, wobei nicht auszuschließen ist, daß der zweite Graben nur die hinter einem Innenhof liegende neue Kemenate schützen sollte. Von zwei umlaufenden Gräben ist nichts festzustellen.


Dagegen können wir mit ziemlicher Sicherheit folgende Urkunden den Lüchauern im Regnitzland also im Heimatkreis Konradsreuth - Hartungs westlich Hof zuschreiben; ohne jedoch den Zeitpunkt der Erbauung der Sitze Hartungs, Lipperts, Epplas genauer bestimmen zu können :

1288         13. Oktober

Cunrad von Lubichau ist Zeuge beim Weglaßvertrag Heinrich desÄlteren und des Jüngeren, Vögte von Weida , mit dem vogtländischen Adel um lehenssässige Bauern aus dem Umland als Bürger in die Neustadt Hof aus ihrer Folgepflicht zu entlassen .

B.Schmidt , Urkundenbuch der Vögte von Weida Urkd.Nr. 230

1288         Conradus miles dominus de Lubechowe ist Zeuge , als Vogt Heinrich von Weida seine Stiftung eines Zehnten bei Hof für das St.Klarakloster zu Eger bestätigt.

Diese Urkunde ist in den Sicheren Nachrichten von Longolius Band IV S.167 und in B. Schmidt UB der Vögte Nr. 233 zu finden, jedoch fast gleichlautend auch in Urkunde Nr. 761 1335 zu finden,wobei schon von Dobeneck beide für Abschriften eines Originals bei minde    stens einem falschen Datum hält.

1306         21. Dezember

„Her Cunrat von Lubchowe I“ist Zeuge für die Vögte Heinrich von Weida und Plauen , Gera beim Familienvertrag über die Gerichte in den Besitzungen im Regnitzland und zu Bobenneukirchen.

Originalpergament im Staatsarchiv Schleiz. Berthold Schmidt, UB der Vögte Nr. 387.

1314         Urkunde Stadtarchiv Eger

„her Chonrat von Lobechou“ ist mit Heinrich Murrink, Gocze von der Heide, her Jan von Dobenecke und anderen frommen Leuten Zeuge für Heinrich, Vogt von Weida bei einer Aussöhnung mit Bürgern von Eger.

1300         Konrad von Lubchawe ist mit seinem Swieger (von Dobeneck deutet dies als Schwiegervater ) Berthold von Töpen ("Thepener") und anderen Zeuge beim Verkauf von Lehen zu Oberleugast an das Kloster Langheim.

Monumenta Boica ‑Bayerische Urkundensammlung

Damit ist bewiesen , daß dieser Konrad von 1288/1300 mit einer von Gößnitz verehelicht war .

1378         Daß aber Hans von Lubchawe des Niclas Sohn (1347,1376, 1386) bezeugt, unter Beistand seines Vetters Hans zu Konradereuth gesessen, und seinem Bruder Konrad dem Grafen Heinrich von Henneberg Urphede schwört, läßt auch den Besitz mehrerer Sitze zu ( April 1378).

1376         werden aber Conrad,Hans und Nickel Lübichauer als Brüder mit der Verzichtleistung auf Gut Lipharz genannt ,das darauf an den jüngsten Bruder Lorenz gelangte.

Dieser ist am 28.April 1386 beim Verkauf der Veste Schauenstein durch die Brüder Hans und Heinrich Wolfstriegel, auch beim Verkauf des Anteils von Wigeläus Zeuge.

1398         Wenn auch erst 1398 in den Ritterlehenbüchern die Lüchauer Besitzungen gemeinsam genannt werden, so darf dies nicht als die Zeit der Anlage, sondern aus der Ãœbersiedlung der Burggrafen von Nürnberg auf die Plassenburg und damit als Markgrafen von Brandenburg aus Anlaß einer neuaufgnommenen Buchführung gewertet werden, denn auch die Gemeinbücher zur Mitschrift der abgehenden Correspondenz auf der Plassenburg liefern keine früheren Einträge.

Untersucht man die Beurkundungen der anderen Lüchauer Orte, so stößt man bald ebenfalls auf überraschende Notizen:

In Leupoldsgrün nahm am 30. April 1333 Albert von Neitberg bei Asch (Neuberg) von den Vögten von Weida zu Lehen. Er erstand ein bereits ausgebautes Dorf dessen Anlage soll man den Sprachforschern glauben, von thüringischen Rodungsbauern um 1100 angelegt wurde. Auch die frühmittelalterlichen Hufeisenfunde weisen nach Erkenntnissen der Archäologen in diese Periode. Die Rodungsgrenzen sind aus dem Kartenblatt 1 : 25 000 zu erkennen.

Den Ortsnamen „Röhrsteig" findet man zu dieser Zeit nicht in den Urkunden, wohl aber öfters „Wüstenleupoldsgriin". Wenn nun 1335 dem Ritter und Richter Hans von Weißelsdorf einem zu Hof begüterten Weidaischen Beamten, neben Brandstein, Schlegel und Bruck auch Güter in Wüstenleupoldsgrün anläßlich seiner Heirat verbrieft wurden, so muß letzteres schon vorher zerstört worden sein. 1330 aber sind Fehden der vogtländischen Ritterschaft mit der Reichsstadt Eger beurkundet. 1365 kaufte das St. Klarakloster zwei Höfe am 25.8.1386 stiftete Heinrich der jüngere Vogt von Weida dem Kloster einen Hof, „darauf gesessen bei den Gezeiten Konrad One und Heinrich Mering. Das selbe Gut ist gewest Hansen Murring und zinst an vier Schilling vier Pfund Heller und wollen die obgenannten Klosterfrauen getreulich schützen und schirmen“.

1373 kaufte Burggraf Friedrich das Hofer Land von den Vögten, beim Ein­tritt seiner Töchter in das Hofer Kloster aus dem neu erbauten Wüstenleupoldsgrün den Hof des Widmann, von Leupoldsgrün 6 Höfe, zwei Herbergen und eine wüste Hofstatt mit den Bauern Käferstein, Heinrich Meringer Kalbe, Hor, Walter, Konrad Storm und Pinter.

Die Amtsbeschreibung von 1390 bringt weitere Angaben. Nach ihr besaßen Heinrich Schwager und Hans Schwager je einen Hof, die nach weiteren Beurkundungen freies Eigen waren.1410 besagt das Ritterlehenbuch des Burggrafen Johann III daß Heinz Schwager und Hans und Heinz seine Söhne, das Gut am Bach gelegen welches sie der Herrschaft zinsbar machten. 1418 lesen wir, daß Hans Schwager und sein Schwager Nickel einen Hof empfingen, „der vormals eigen gewesenist“.

Hierbei dürfte es sich um den später 1798/1811 mit der Hausnummer 1 eingeordneten am damals noch durch das Dorf fleißenden Bächlein gehandelt haben. Dieses Anwesen scheint auch nach der Beschreibung noch sehr alte Rechte besessen zu haben.

Das Hofer Landbuch von 1502 bringt schließlich die Nachricht von einem herrschaftlichen umwallten halben Hof, der demnach auch befestigt war und in jüngeren Urkunden als Witwensitz genannt wird. Schließlich wird auch ein Frühmesser „im Ort“ genannt. Zu einem Kaplan gehört aber auch eine Kapelle, in der Messen gelesen wurden 

In Lipperts waren vor 1945 noch Grabenreste und Wallspuren zu sehen. Die Urvermessungen von 1851/53 ließen in den Bau- und Grundstücksgrenzen noch die zentrale Lage erkennen, wobei der vorgelagerte Dorfteich wohl einen Teil des äußeren Grabens bildete. Nirgends wird ja bestätigt daß „umlaufende Gräben" vorhanden waren. Doch ist ein brückenartiger Zugang zum Herrenhaus noch sichtbar. Im Gegensatz zu Leupoldsgrün ist eine Lüchauische Ansiedlung im 14. Jahrhundert beurkundet.

In Epplas das auch schon 1398 mit einem Vorwerk, später mit einem Sitz genannt wird,  müssen wir wiederum einen Witwensitz erkennen denn diesen hatte die Elsa von Lüchau, des Lorenz Schwester um 1419 als Erbteil erhalten unter der Bedingung , daß sie dieses nach ihren Tod testamentarisch an Lorenz zurückfallen ließe.

Sie war zunächst Klosterfrau zu St. Klara in Hof dann Äbtissin und tätigte viele persönliche Erwerbungen, teils auch im Interesse der Gütermehrung des Klosters. Neben Hofkäufen ist der Betrieb des Eisenbergwerkes "Morgenröte" bei Brunn interessant, wozu die Kaufurkunde Longolius in den Sicheren Nachrichten bringt. Das Mittelalter scheint nicht mit Respekt von den Klosterfrauen gesprochen zu haben, denn Elsa von Lüchau ist fast nur als „die alt Els“ oder “die feiste Els" beurkundet.

Schließlich begegnet uns auch in Wölbattendorf zunächst ein Vorwerk, das in seinem Standort auf dem Dorfplatz bei dem Kriegerdenkmal zu suchen ist, denn es wird mit umlaufendem Graben beschrieben. Schließlich begegnen uns die Lüchauer vorübergehend auch in Pretschenreuth , wo später eine Turmhügelburg der Rabensteiner auf Döhlau urkundlich genannt wird.

Ordnen wir diese Anlagen in das mittelalterliche Straßennetz ein so erkennen wir die Achsen Selbitz – Schauenstein – Leupoldsgrün – Konradsreuth - Oberkotzau und Konradsreuth - Hartungs -Lipperts - Köditz - Forsteck - Saalenstein- Issaar – Töpen. Dieses Straßennetz kann nicht zufällig entstanden sein. Möglich bleibt, daß aus wirtschaftlichen oder strategischen Motiven, durch die Kaiser des 12. und 13. Jahrhunderts der Impuls gegeben wurde.

Bis zur Bildung der Markgrafschaft 1398 und der Überlassung der Lehenshoheit an die Brandenburger wurden die Erlasse der Kaiser in den Reichsregistern aufgezeichnet. Diese liegen heute im Staatsarchiv Wien. Vielleicht ist in diesen Quellen die Klärung dieser noch unerforschten Vorgänge zu finden.

Stützen wir uns auf die Summe von Beurkundungen von der Gründerzeit bis zur bäuerlichen Bewirtschaftung, so ergibt sich die Besitzfolge:

1266                    Conrad I (de Conraderute); Stammvater der Lüchauer

1288/1314           Conrad II de Lobechowe; Heinrich Mars, (ein Bruder ??)

1335                    Conradus III dictus de Lobechowe

1354/66               Hans I gestorben vor 1376 (?), verheiratet mit Catharina NN .

1376/1419           Hans II Teilung von Hartungs zur Doppelburg mit Torhaus, vorderer und hinterer Kemenate, zwei Wassergräben:

1409 Kemenate I: Petzold Vasmann, Schwiegersohn des Hans II;                                Kemenate II: Erhard von Lüchau Sohn des Hans II verheiratet mit Anna NN

1420                    Verkauf an Konrad VI auf Konradsreuth, dieser verheiratet mit Margarete von Rabenstein (?), bis1464, Amtmann zu Münchberg

1449/82               Friedrich Sohn des Conrad auf Hartungs und Conradsreuth, gestorben 1482

1469/92               dessen Sohn Sigmund, verstorben 1492, verheiratet mit  Barbara von Kumerau

1495 bis1540          dessen Sohn Heinz, gestorben 1540, verheiratet mit Maria von Sparneck .

Erneute Teilung A von Hartungs:

Ältere Linie

 

1548 – 1598        Hans Alexander verheiratet mit Martha v. Feilitzsch

1604/36               Ernst Heinrich, gest. 1636

1609 bis 1667/69    Hans Adam auf Hartungs u. Leupoldsgrün verheiratet mit  Maria v. Bredöw belehnt 1653 22.V., Heimfall

Jüngere Linie

1518 bis 1592  Hans Georg verheiratet mit Ursula v. Ossa 1552

danach

Hans Paulus, geb. 1561;  gest. 1620, verheiratet mit Cath.von Aufseß

Melchior, gest. 1626, verheiratet mit Barbara v. Reitzenstein

Friedrich Weygand, gest. 1646, verh. mit Amalia von Feilitzsch

 

1561/1620       Hans Paulusgest. 1620, verh. mit  Catharina von Aufseß; beide Hartungs jüngere Linie der Lüchau

 

15.. / 1646           Friedrich Weygand, gest. 1646, verh. mit Amalie von Feilitzsch

1649                    dessen Sohn Christoph Ernst

1609/69               Hans Adam auf Hartungs und Leupoldsgrün

Ältere Linie; verh. mit Marie von Bredow belehnt am 22.5.1653, Sohn des Ernst Heinich Heimfall durch Aussterben im Mannesstamm der älteren und jüngeren Linie

1668 bis  21.6.1682 Christoph Heinrich Müffling;

                             Verkauf an Wolf Christoph von Reitzenstein, Selbitz

19. 7.1669         Die Mutter des Christoph Heinrich Müffling kauft Hartungs (geb. von  Reitzenstein, Witwe des Joachim Müffling genannt Weiß )

im 18.Jhrh.Gutsbesitz von Reitzenstein - Konradsreuth

durch Einheirat von Staff gelangte Hartungs an von Staff. genannt von Reitzenstein bis heute

 

 

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